Nach einer anderen Version ertrinkt er beim Versuch sich mit seinem Spiegelbild zu vereinen.
In einer dritten Version soll er nachdem er sein Spiegelbild gesehen hatte und dieses seiner Phantasie über seine großartige Schönheit nicht genügte sich selbst erstochen haben.
Eine vierte Version geht davon aus, dass er in seine Zwillingsschwester verliebt war und deren Tod nicht ertragen hat. Beim Anblick des Spiegelbildes im Wasser soll er immer an sie erinnert worden sein, was er nicht ertragen habe und ihn in den Selbstmord getrieben habe. Aus seinem Blut soll eine Blume gewachsen sein, die man seit dem Narzisse nennt.
Der Begriff der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung im Sinne einer neurotischen Selbstverliebtheit bei gleichzeitig hoher Empfindlichkeit ist in Anlehnung an diese Mythologie entstanden.
Sehr aufschlussreich ist nun, wie diese Menschen „ticken“, denn man kommt im Allgemeinen recht spät dahinter. Das Umfeld der Narzissten und insbesondere die Partner merken lange nicht, was sich hier abspielt.
Um das Phänomen Narzissmus in seinem Kern darzustellen, stütze ich mich nachfolgend auf Ausführungen von Heinz-Peter Rohr in seinem Buch „Narzissmus – Das innere Gefängnis“, in dem sehr prägnant die Innenwelt einer stark narzisstisch geprägten Persönlichkeitsstruktur aufgezeigt wird.
Narzissmus ist eine Mischung aus Selbstverliebtheit, Selbstbezogenheit, Selbstbewunderung und damit übersteigertem Egoismus.
So wirkt der Narziss auf den ersten Blick ausgesprochen charmant, impulsiv und interessant, da es sehr leicht ist, mit ihm ins Gespräch zu kommen.
Anfangs ist es fantastisch, Zeit mit ihm zu verbringen, später raubt er einem Energie, und sein Interesse erlahmt. Große Pläne verlaufen im Sand, da andere Dinge für ihn plötzlich interessanter sind.
Die Narzisstischen Persönlichkeitsstörungen sind dramatisch und emotional. Das Empfinden der eigenen Großartigkeit, gekoppelt mit Anspruchsdenken und dem ausgeprägten Verlangen nach Bewunderung, bei unzureichend ausgeprägter Empathie macht den zwischenmenschlichen Kontakt und die Gestaltung von dauerhaften Beziehungen für Menschen, die an Narzisstischen Persönlichkeitsstörungen leiden, schwierig.
Zum wesentlichen Charakteristikum einer narzisstisch geprägten Persönlichkeit zählt ein empfindlich gestörtes Selbstwertgefühl als Wunde, zu deren Behandlung die nachfolgend genannten Bestrebungen und Bedürfnisse dienen.
Das äußerst labile Selbstwertgefühl narzisstischer Persönlichkeiten ist auf den ersten Blick kaum zu erkennen - im Gegenteil. Erfolge bei öffentlichen Auftritten kompensieren zumeist entsprechende Defizite.
Daraus erklärt sich auch die besondere Bedeutung von Erfolg. Sie fordern auf übertriebene Weise Aufmerksamkeit und Bewunderung, zeigen ein oberflächliches, jedoch nur wenig echtes Interesse und Einfühlungsvermögen für Mitmenschen.
Das Hauptmerkmal dieser Störung ist ein tiefgreifendes Muster von Großartigkeit, dem Bedürfnis nach Bewunderung und Mangel an Einfühlungsvermögen. Der Narziss hält sich insgeheim gern für etwas Besseres und wird oft als (Zitate) „eitel, geziert, selbstgefällig, selbstverblendet, wichtigtuerisch, theatralisch und übertrieben euphorisch“ beschrieben.
Auch eine oft gekünstelt wirkende Gestik dient der Effekthascherei - besonders wenn noch hysterische Wesenszüge hinzukommen.
Der Narziss hegt großartige Vorstellungen davon, wer er ist und was er erreichen kann, überschätzt sich und seine Fähigkeiten jedoch in fast allen Bereichen.
Daher gibt es ein eigenartiges Konkurrenz, ja Bedrohungsgefühl vieler Narzissten.
Er hat ein unersättliches Bedürfnis nach Anerkennung bzw. Bewunderung und baucht es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, und irritiert bewusst, um wahrgenommen zu werden (durch Zuspätkommen, auffällige Kleidung, dramatische Sprache oder theatralische Auftritte).
Er ist sehr leidenschaftlich und euphorisch wenn er die große Bühne bekommt und von seinem Publikum verwöhnt wird. Das endet jedoch abrupt, sobald es nicht mehr nach seinem Willen geht.
Der Narziss ist meist sehr darum besorgt, wie gut er funktioniert, wie positiv andere von ihm denken und wie er von anderen wahrgenommen wird. Dies nimmt häufig die Form eines Bedürfnisses nach ständiger Aufmerksamkeit und Bewunderung an.
Er erwartet, dass seine Ankunft mit großem Hallo begrüßt wird, und ist, häufig mit viel Charme, ständig auf Komplimente aus. Dieses Anspruchsdenken wird deutlich in seiner übertriebenen Erwartung an eine besonders bevorzugte Behandlung.
Obwohl zunächst eine sprühend euphorische Persönlichkeit, voller Charme, Esprit und Leidenschaft, wird der Narziss jedoch im Laufe der Zeit als anstrengend oder irritierend „unecht“ empfunden.
Sobald sich eine Niederlage abzeichnet, ist es für ihn kein Problem diese einfach positiv umzuwerten oder Wahrheiten zu seinen Gunsten zu verdrehen.
So ist für ihn Misserfolg einfach die Unfähigkeit der anderen, die eigene Größe zu erkennen. Oder noch lächerlicher: „Die sind ja nur neidisch“.
Der Narziss versucht verzweifelt, ein jugendliches Aussehen zu behalten, und übertreibt es mit Fitnesstraining, körperlichen Anstrengungen, Kosmetik und Schönheitsoperationen.
Es ist ihm wichtig, gut auszusehen und verhätschelt zu werden und verbringt regelmäßig außergewöhnlich viel Zeit mit Körperpflege.
Extrem eitel stellt er im Internet auffallend häufig sein Portrait, oft als Selfie, auf seine Homepage. So nimmt er an, dass andere ihn ebenso toll finden wie er sich selbst, und ist schockiert, wenn er die Wahrheit erfährt.
Übertriebene Selbstbezogenheit lässt ihn erwarten, dass man ihm entgegenkommt, und er ist erstaunt, eingeschnappt oder wütend, wenn das erwartete und seiner Meinung nach verdiente Lob ausbleibt.
Durch die Neigung, vor anderen als besonders großartig dazustehen, redet er daher fast ausschließlich über sich, von sich und seinen Plänen.
Seine Rede ist unangemessen lang und ausführlich, ja oft plappernd meist in oberflächlicher alltäglicher Konversation, die letztlich nur der eigenen Selbstdarstellung dient oder sich in eine vorteilhafte Position zu bringen (und nicht etwa wirklich tief diskutieren zu müssen – das könnte ja Kritik enthalten).
Über private Probleme oder Sorgen und eigene Angelegenheiten spricht er überaus detailliert, langwierig, nur auf Verständnis, Anerkennung und Lob ausgerichtet ohne Rücksicht auf die Zeit und die Empfindlichkeiten des Gesprächspartners zu nehmen. Also redet er eher auf jemanden ein anstatt mit ihm.
Er benutzt ständig das Wort „ich“, ohne das überhaupt zu merken, hört nur genau hin, wenn etwas Positives über ihn gesagt wird und wirkt stets eher ungeduldig mit anderen.
Der Narziss schaffen es meist mehr zu bekommen, als er gibt und zieht den größten Teil seiner Befriedigung aus der Anerkennung durch andere. Seine ausgeprägte Profilneurose lässt ihn in Fantasien grenzenlosen Erfolgs, Glanz, Schönheit oder idealer Liebe versinken.
So scheint er sich und anderen mit einer Unzahl von Affären etwas beweisen zu wollen und genießt es, andere zu täuschen, darunter Familie, Freunde und Kollegen.
Er sorgt sich nur darum, erwischt oder öffentlich bloßgestellt zu werden, nicht darum, ob sein Handeln moralisch ist.
Daher behauptet er, ein fantastischer Liebhaber oder Verführer zu sein, muss sich das beweisen und brüstet sich insgeheim mit der Zahl seiner Eroberungen.
Daraus folgt eine große emotionale Ambivalenz: Auf der einen Seite ist der Narzisst gerne in einer Beziehung, um hierdurch ausreichend Bestätigung und Bewunderung zu erfahren, wodurch er sich natürlich innerlich abhängig macht. Auf der anderen Seite lehnt er jede Einmischung in seine Selbstbestimmung und Autonomie in der Regel äußerst brüsk ab, da er hierin eine kränkende Bevormundung und Kontrolle sieht. Er führt also eine Art Stellvertreterkrieg um Unabhängigkeit im Kleinen, während er sich durch sein narzisstisches Bedürfnis nach kritikloser Bewunderung - unbewusst (!) - stark abhängig fühlt.
Dies erklärt auch den Hang zu kurzzeitigen Affären oder längerfristigen Nebenbeziehungen: diese ermöglichen nämlich Rückzug und Flucht bei Enttäuschung, ohne Einsamkeit oder den Verlust des Gefühls von Begehrt-Werden zu riskieren. Wo er Anerkennung oder Flirt-Erfolge wittert - also Nahrung für seine Ich-Bestätigung -, tritt er äußerst charmant und liebenswürdig auf.
Die Verführung und Eroberung bedeutet für ihn eine fast konkurrenzlose narzisstische Befriedigung, deren Selbstwertgefühl durch vermeintliche äußerliche oder körperliche Unzulänglichkeiten stark beeinträchtigt ist. Ziel ist der euphorisierende Kick mit garantierter Selbstwert-Explosion: „Der will mich!“
Im Ergebnis erleben die Partner von Menschen mit hohen narzisstischen Persönlichkeitsanteilen meist ein Wechselbad der Gefühle von Anziehung und Abstoßung. Erobernde Werbung oder kalte Zurückweisung werden danach gesteuert, wo die ersehnte Bewunderung gerade am vielversprechendsten oder am „sättigendsten“ erscheint: ob vom Partner oder in der „freien Wildbahn“.
Ist der narzisstische Partner zulange auf Bestätigungs-Entzug, wird er schnell zu einem Ausbund an schlechter Laune und ewiger Kritik.
So sagt er oft Dinge, die anderen wehtun, ohne die geringste Reue zu zeigen und hat eine Beziehung oder Freundschaft beendet, sobald sie ihm nicht mehr nützlich war und das Ziel erreicht wurde. Dabei ist er sich möglicherweise der Kränkung, die er mit seinen Bemerkungen verursacht, gar nicht bewusst.
Der Narziss erwartet, alles zu bekommen, was er sich wünscht oder zu brauchen meint, ungeachtet dessen, was dies für andere bedeutet. Er verlangt, dass andere sich anpassen, damit seine Bedürfnisse erfüllt werden. Welche Mühe und Kosten anderen dabei entstehen, ist ihm egal. So erwartet er große Zuneigung von anderen und kann sie überbeanspruchen ohne Rücksicht auf die Auswirkungen auf deren Leben.
Er geht Freundschaften oder Partnerschaften meist nur dann ein, wenn die Wahrscheinlichkeit besteht, dass die andere Person seinen Absichten dient oder aber sein Selbstwertgefühl stärkt.
So verhält er sich oft, als wären Menschen Dinge, die man nach Belieben benutzen, manipulieren oder ausbeuten darf, hat das Bedürfnis, andere zu kontrollieren, und verlangt jederzeit totale Loyalität.
Befremdlich ist es, dass der Narziss es nicht gern mag, wenn Freunde oder Bekannte zu Besuch kommen.
Häufig reißt er spezielle Privilegien und Mittel an sich, die er aufgrund seiner Besonderheit zu verdienen glaubt. Verschlagen und manipulativ sucht er immer nach dem größten Vorteil für sich, gibt z.B. Ausgeliehenes fast nie zurück und findet das normal.
So befindet er sich oft in einer parasitischen oder ausbeuterischen Beziehung; nutzt jemand anderen finanziell oder emotional aus oder weigert sich zu arbeiten, obwohl er gesund und fähig wäre, da er sehr gut darin ist, Schwächen in anderen zu erkennen.
Auffällig ist, dass er gelegentlich unbeteiligt wirkt, wenn tiefe Gefühle angebracht wären oder er unterbricht diese abrupt, sodass man den Eindruck hat, sie wären gespielt.
Sobald man einen Narzissten kritisiert, wirkt er verunsichert, reagiert schnippisch, aggressiv oder total abgebrüht und überspielt Inkompetenz durch Theatralik.
Er wirkt selbstgerecht, ist unwillig, seine Fehler, Fehltritte, Schwächen oder Grenzen anzuerkennen, verbittet sich jede Infragestellung, glaubt sich ständig im Recht und alle anderen im Unrecht. So betrachtet er Menschen, die anderer Ansicht sind, als „Feinde“ und verträgt selbst konstruktive Kritik nicht.
Narzissten pochen nicht nur unverbesserlich auf ihr Recht, sie können auch Kränkungen nur schwer verzeihen, falls überhaupt.
Tatsächlich können auch psychologische Persönlichkeitstests beweisen, dass Narzissten nicht nur schneller als andere beleidigt oder gekränkt sind, sondern in der Tat auch nicht verzeihen können. Unabhängig von der Schwere des Unrechts und davon, ob sich die „Täter“ entschuldigen, bleiben sie meist unversöhnlich. Und wenn sie verzeihen, dann nur unter der Bedingung der Wiedergutmachung: Das ihnen angetane Unrecht muss in irgendeiner Form vergolten werden.
Ebenfalls charakteristisch für narzisstische Persönlichkeiten ist ihr Schwanken zwischen Idealisierung und Entwertung – sowohl sich selbst als auch Dritten gegenüber (vergleiche auch Borderline-Syndrom). In der Wahrnehmungs- und Gedankenwelt dieser Persönlichkeiten gibt es in den allermeisten Situationen nur schwarz oder weiß, aber kaum grau. Da in der Selbst- und Fremdwahrnehmung kein Nebeneinander von guten und schlechten Eigenschaften möglich ist, wird selbst geringfügige Kritik schnell als Demütigung oder Erniedrigung und damit als Angriff auf die gesamte Persönlichkeit erlebt.
Der Narziss hasst es, schlecht dazustehen oder öffentlich zu scheitern, wirkt nach Fehltritten niemals zerknirscht und entschuldigt sich nie.
So glaubt er für fast alle Probleme, egal wie komplex, eine Lösung zu kennen, ist oft stur, unnachgiebig und unsensibel wenn seine Wünsche nicht erfüllt werden.
Auf die als äußerst schmerzhaft empfundene Entwertung seiner Person reagiert der Narzisst in der Regel, indem er den anderen seinerseits entwertet.
Er nimmt der Kritik sozusagen die vernichtende Kraft, indem er den Kritiker - ebenso als Ganzes - abqualifiziert. Die über weite Strecken beherrschten Impulse und Affekte weichen einer unkontrollierten Aggressivität. Der eingeübte routinierte Charme bricht auf.
Der Narziss glaubt meist, dass er nur von solchen Menschen verstanden wird und auch nur mit solchen verkehren soll, die besonders oder von hohem Ansehen sind, und schreibt denjenigen, mit denen er verkehrt, die Eigenschaften „einzigartig“, „perfekt“ „begabt“ zu.
Er zeigt sich gern im Dunstkreis bekannter Persönlichkeiten („…und ich“), um von ihrem Glanz etwas abzubekommen und sich damit zu brüsten. Gern vergleicht er sich in vorteilhafter Weise mit berühmten oder privilegierten Menschen.
Personen mit dieser Störung glauben, dass ihre Bedürfnisse außergewöhnlich sind und sich der Kenntnis gewöhnlicher Menschen entziehen. Ihr eigenes Selbstwertgefühl wird durch den idealisierten Wert, den sie denjenigen zumessen, mit denen sie verkehren, erhöht (d.h. „gespiegelt“).
Der Narziss strebt danach, sich zur Selbststabilisierung besonders privilegierten Gruppen anzuschließen. Diese anderen „Allergrößten“ werden dann nicht bekämpft, sondern akzeptiert, aber nicht um ihrer Position oder Leistung willen, sondern als Ausweis eigener Größe.
So ist er bereit, mit allen Mitteln dafür zu kämpfen, um von angesehenen Gruppen aufgenommen zu werden, einem teuren oder exklusiven Club beizutreten, nur um an den richtigen Orten mit den „richtigen Leuten“ gesehen zu werden, obwohl er sich den Beitrag kaum leisten kann.
Hat der Naziss Erfolge vorzuweisen, die er anderen verdankt, zollt er denen aber selten bis nie Anerkennung dafür.
Er gönnt sich oft gern teure oder wertvolle Dinge, hält aber seine Familie knapp, muss unbedingt das Beste von allem haben, auch wenn er es sich nicht leisten kann und es liegt nahe, dass er darauf besteht, nur von „Top“-Personen (Arzt, Anwalt, Friseur, Ausbilder) beraten, betreut, behandelt und bedient zu werden oder nur den „besten“ Institutionen angegliedert zu werden, wertet aber den Ruf derer ab, von denen er enttäuscht wurde.
Der Narziss hat meist schon in Bezug auf seine Leistungen gelogen, Wahrheiten verdreht und moralische Fehltritte verschwiegen, die er hätte offenbaren müssen - Er hat betrogen, andere hereingelegt, intrigiert, unterschlagen o. Ä., um zu bekommen, was er will.
Warum dauert es relativ lange, bis man einen Narzissten erkennt?
Sie haben seit der Kindheit gelernt, sich zu verstellen und Erwartungen von außen zu erfüllen. Sie schützen ihr mangelndes Selbstwertgefühl vor dem Zusammenbruch, indem sie besonders gut sind. Nach dem Motto "Ich kann meine Komplexe ausgleichen, indem ich unschlagbar bin. Unschlagbar schön, fleißig, reich, schlank".
Und wozu braucht man den anderen?
Als Spiegel. Der andere muss mich toll finden, mich brauchen, und wenn sein Blick nicht mehr bewundernd ist oder ich nicht mehr im Mittelpunkt stehe, wird das zum Problem.
Sind Narzissten darum so schnell gekränkt?
Genau. Aber man muss unterscheiden. Der andere ist nicht so sehr als Person wichtig für ihn - es geht mehr um seine Funktion. Deshalb haben Narzissten Angst vor zu großer Nähe; man könnte ihnen ja auf die Schliche kommen.
Eine besondere Form des Narzissmus ist die histrionische Persönlichkeitsstörung (HPS), gekennzeichnet durch egozentrisches und betont theatralisches Verhalten. Als Bezeichnung für eine Persönlichkeitsstörung ist die HPS aus dem nur noch von der psychoanalytischen Schule verwendeten Begriff Hysterie herausgelöst und von der Konversionsstörung abgetrennt worden. Diese neue Begrifflichkeit hat sich wegen der sehr abwertenden volkstümlichen Konnotation des Begriffes Hysterie in Verbindung mit einer Bedeutungsverschiebung im Vergleich zur fachlichen Bedeutungsbelegung als notwendig erwiesen.
Schon bei bei Platon und Hippokrates wurde die Ursache der Krankheit in der Gebärmutter (altgriechisch: hystéra) gesehen, die, wenn sie nicht regelmäßig mit Sperma gefüttert werde, im Körper suchend umherschweife und sich dann am Gehirn festbeiße. Dies führe dann zum typischen „hysterischen“ Verhalten.
Antikes Beispiel hysterischer Frauen waren die Mänaden (gr. Mainades „Rasende“, von Mania), der Name für die mythischen Begleiterinnen der dionysischen Züge als auch die historisch belegbaren Kultanhängerinnen. Mythologische Überhöhungen waren z.B. die Sirenen oder Harpyien, die wunderschönen und tödlichen Verführerinnen.
Das Störungsbild ist gekennzeichnet durch eine übertriebene Emotionalität und ein übermäßiges Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Bestätigung, Anerkennung und Lob. Fallschilderungen beschreiben die oberflächlich anmutende Präsentation von Gefühlen im Kontakt, verbunden mit unerwarteten und spontanen Wechseln, die für Gesprächspartner nur schwer nachvollziehbar sind und zudem mit einer geringen Frustrationstoleranz, ausgerichtet auf unmittelbare Bedürfnisbefriedigung, einhergehen. „Bereits geringfügige Anlässe führen zu extrem anmutenden Gefühlsveränderungen, die ihrerseits eine Veränderung des affektiven Erlebens, kognitiven Urteilens und Handelns anderer in der Situation mitbewirken“.
Als Diagnoseinstrument dient das Testverfahren Hypochondrie-Hysterie-Inventar ,(HHI) mit dessen Hilfe interaktionelle Besonderheiten wie Extravertierung, Ungezwungenheit und Kontaktfreudigkeit, in Stress-Situationen jedoch Schuldabwehr, Selbstmitleid oder aggressives Verhalten aufgezeigt werden.
Es müssen mindestens vier der folgenden Eigenschaften oder Verhaltensweisen vorliegen:
1 - Dramatische Selbstdarstellung, theatralisches Auftreten oder übertriebener Ausdruck von Gefühlen;
2 - Suggestibilität, leichte Beeinflussbarkeit durch Andere oder durch Ereignisse (Umstände);
3 - oberflächliche, labile Affekte;
4 - ständige Suche nach aufregenden Erlebnissen und Aktivitäten, in denen die betreffende Person im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht;
5 - unangemessen verführerisches Erscheinen oder Verhalten;
6 - übermäßige Beschäftigung damit, äußerlich attraktiv zu erscheinen.
Egozentrik, Selbstbezogenheit, dauerndes Verlangen nach Anerkennung, fehlende Bezugnahme auf andere, leichte Verletzbarkeit der Gefühle und andauerndes manipulatives Verhalten ergänzen das klinische Bild − die Verhaltensweisen sind aber für die Diagnose nicht erforderlich.
Die histrionische Persönlichkeitsstörung ist charakterisiert durch ein tiefgreifendes Muster übermäßiger Emotionalität oder Streben nach Aufmerksamkeit. Der Beginn der Störung liegt im frühen Erwachsenenalter, und sie zeigt sich in verschiedenen Situationen. Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:
1 - Die Person fühlt sich unwohl in Situationen, in denen sie nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht;
2 - die Interaktion mit anderen Personen ist oft durch ein unangemessen sexuell-verführerisches oder provokantes Verhalten charakterisiert;
3 - sie zeigt rasch wechselnden und oberflächlichen Gefühlsausdruck;
4 - setzt regelmäßig ihre körperliche Erscheinung ein, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken;
5 - hat einen übertrieben impressionistischen, wenig detaillierten Sprachstil;
6 - zeigt Selbstdramatisierung, Theatralik und übertriebenen Gefühlsausdruck;
7 - ist suggestibel, das heißt leicht beeinflussbar durch andere Personen oder Umstände, und
8 - teilt Beziehungen enger mit, als sie für ihn tatsächlich sind.
Fazit:
Vieles irritiert wenn man einen Narzissten bzw. einen Histrioniker über eine gewisse Zeit näher kennt. Ist man ihm sehr verbunden, werden diese Dinge natürlich ausgeblendet, obwohl sie warnend geradezu offensichtlich sind, kennt man die Persönlichkeitsstruktur und deren Symptome.
In Wahrheit ist er meist unfähig, die Bedürfnisse, Wünsche, Hoffnungen und Gefühle selbst derjenigen Personen wahrzunehmen, die ihm am nächsten stehen.
Was er jedoch versteht, und das mehr als jeder andere, ist die Wünsche des Gegenübers zu spiegeln, d.h. sie aufzunehmen und für seinen Vorteil zu potenzieren. Vertraut man ihm, so gibt der Narziss dem „Opfer“ die Illusion, es wäre der unglaublichste, bezaubernste, inspirierendste Mensch auf der Welt und man wäre zusammen durch eine besondere Seelenverwandtschaft verbunden.
Und plötzlich wirkt dann der Narziss oft überraschend derart kalt oder distanziert, als wenn ein Schalter umgelegt würde, sodass man sich fragt, wer diese Person eigentlich ist. Selbst nach vielen Jahren hat man das Gefühl, ihn eigentlich nicht wirklich zu kennen. Schließlich muss man gewahr werden, dass alles nicht echt war.
Spricht man ihn darauf an, ist die Antwort lapidar („Ich bin eben so“), geheimniskrämerisch („Ich habe eine dunkle Seite in mir“) oder verletzend („Ich habe nie wirklich etwas empfunden“).
Mythologie kann auf tiefenpsychologischem Weg in erkenntnisreiche Einsichten über Menschen führen, denen man bedingungslos vertraute und die dann ent-täuschen, wenn die Maske fällt.
Die Spiegelfläche des Narcissus zerbricht letztendlich...und damit Vorspiegelung und Trug.
Quellen:
Hilmar Benecke, Heilpraktiker für Psychotherapie, Essen
Prof. Dr. med. Volker Faust, Arzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Ravensburg
Dr. Bärbel Wardetzki, Psychotherapeutin, München
Heinz Peter Röhr, Pädagoge und Autor - u.a. „Die Angst vor Zurückweisung“ und „Narzißmus - das innere Gefängnis“
http://umgang-mit-narzissten.de/category/blog-narzissmus/
http://de.wikipedia.org/wiki/Histrionische_Persönlichkeitsstörung