In dieser Nacht (wie auch in vielen anderen, z.B. 30. Oktober/1. November) steht die Verbindung zur Geisterwelt offen, so der Volksglaube. Die Vorstellung, dass sich in dieser Nacht Hexen und Hexer auf erhöhten Orten treffen, findet sich im 15./16. Jahrhundert in den farbigen Beschreibungen der Hexensabbate. Dort treffen wir auch alle Elemente wieder, die wir auch heute noch mit diesen angeblichen geheimen Hexenfeiern verbinden: der Ritt auf Besen, Mistgabeln und Tieren als Fluggeräte, das Treffen mit dem Teufel und allerlei anrüchiges Tun. Kunstgeschichtlich erinnert dieses orgiastisch-rauschhaftes Fest an die Kulte um Dionysos mit seinem Gefolge aus Satyren, die im Christentum zum ikonografischen Vorbild satanischer Dämonen wurden.
Seit dem 16. und 17. Jahrhundert wird dem Fest das Motiv der Teufelsverehrung angehaftet. Seinen Namen jedoch hat diese besondere Nacht einer Äbtissin aus England, Walburga (710–779), zu verdanken (auch Walpurgis, Walpurg - von althochdeutsch waltan 'walten, herrschen' und purg, purc 'Burg; bergen, schützen‘). Sie wurde am 1.Mai heilig gesprochen.
Zur gleichen Zeit setzen überall in Europa die grausamen Hexenverfolgungen ein, die erst im 18. Jahrhundert ein Ende finden. Die von weltlichen Einrichtungen getragene Welle der Hexenprozesse beginnt erst in nachmittelalterlicher Zeit und zwar unabhängig von der jeweiligen Konfession und Geschlecht (obwohl mehrheitlich Frauen betroffen waren). Die späteren Vorstellungen von Hexen und ihrem Tun sind maßgeblich von dem Bild aus der Verfolgungszeit geprägt. Daher ist es schwierig, daraus ältere Volksüberlieferungen zu rekonstruieren.
Der Tanz in den Mai, den wir heute noch kennen, geht jedenfalls nicht auf ein unheimliches Treffen böser Geister zurück, sondern ist einer der vielen alten Frühlingsbräuche, die den Übergang in die freundliche Jahreszeit markieren.
Der Name Walpurgisnacht wurde durch Goethes Faust (Teil I, 1808) popularisiert. Frühere Belege sind im 18. Jahrhundert nachweisbar. Die neun Tage davor wurden als Walpurgistage bezeichnet, das Läuten von Glocken zur Abwehr der angeblichen Hexenumtriebe wird örtlich auch als Walpern beschrieben.