Die Rauhnächte waren bei unseren Vorfahren Heilige Nächte. In ihnen wurde möglichst nicht gearbeitet, sondern nur gefeiert, wahrgenommen und in der Familie gelebt. Diese zwölf Rauhnächte gingen immer von Nacht zu Nacht. Also von 24.00 Uhr an Heilig Abend, der »Mutternacht« bis 24.00 Uhr am 25. Dezember - das war die erste Rauhnacht.
"Nacht" deswegen, weil wir uns nach dem keltischen Jahreskreis in der Jahresnacht befinden. Somit ist der ganze Tag »Nacht«. Und die letzte Rauhnacht endet um 24.00 Uhr am 5. Januar. Diese Nacht ist wieder eine besondere Nacht, diePerchten-Nacht, wo an vielen Orten in Bayern und Österreich Perchtenläufe abgehalten werden.
Danach ist dann Heilig-Drei-König, das Fest, das auch Epiphaniea, »Erscheinung«, genannt wird.
Es gibt aber auch Varianten von z.B. 13 Rauhnächten, weil man davon ausgehen kann, dass die alten keltischen Stämme sich nach dem Mond richteten und 13 Mondmonate hatten.
Und dann gibt es noch besondere Variante, dass die Rauhnächte an der Wintersonnwende beginnen, sprich am 21. Dezember mit der Thomasnacht. Der Name Thomas bedeutet übersetzt »Zwilling». Das ist deshalb interessant, weil der Apostel Thomas auch als Zwilling von Jesus angesehen wurde. Und sind nicht die Sonnwenden auch eine Art von Zwillingen: Sommersonnwende und Wintersonnwende.
Und über vielen Kirchenportalen kann man heute noch 2 Wölfe oder Wolfsdrachen (=Zwillingswölfe) sehen, die für die Sonnwenden stehen. Sie stehen sich gegenüber, und der eine bedeutet die Zeit vor der Sonnwende und der andere die Zeit nach der Sonnwende.
Die Anzahl der Rauhnächte kann im letzteren Fall variieren, und es ist eine Frage der Wahrnehmung, wie lange eine Rauhnacht geht. Bei dieser Wahrnehmung geht es um Zeitqualitäten, bei denen man oft sehr genau spürt, dass diese Rauhnacht evtl. auch 2 Tage geht und einen größeren Zeitraum einnimmt als eine andere. Und diese Wahrnehmung ist wiederum wichtig für die Deutung und Zuordnung der Monate des folgenden Jahres.
In der letzen Nacht, dem 5. Januar, wurde das ganze Haus, die Ställe und mancherorts auch rund ums Grundstück herum ausgeräuchert. Es gab auch an vielen Orten in dieser Zeit wieder die schon erwähnten Perchtenümzüge - die Wilde Jagd darstellend mit Dämonen, Geistern und bestimmten Tieren und der Percht als Wintergöttin. Dahinter stand, wie in vielen Traditionen der Schamanen auch, dass diese Geister eigentlich vertrieben werden sollten, damit sie einen nicht befielen mit Krankheiten und Tod.
Die ältere naturmythische Deutung sah das Wilde Heer als Produkt von Ängsten, da sich die Menschen vor den nächtlichen Winterstürmen fürchteten, und ihnen die engere Gemeinschaft mit den Toten während der dunkeln Mittwinterzeit unheimlich schien.
Bereits im Alten Ägypten wurde die Zeit zwischen den Jahren mit Heriu-renpet benannt, die im Alten Reich noch der Nilschwemme sowie der Jahreszeit Achet zugeordnet war und zwischen dem Monat Ipet-hemet als »Jahresschließer« und demWepet-renpet als »Jahresöffner« lag.
Der Ursprung des zwölf- beziehungsweise des dreizehntägigen Zeitraums liegt im Unterschied zwischen der Jahreseinteilung nach Mond- und Sonnenkalender begründet. Zwischen beiden Zählweisen für ein Jahr liegt eine Differenz von zwölf Tagen (Epagomene), wobei nach der Zählweise des Mondkalenders zwölf Tage zum astronomisch korrekten Sonnenumlauf in 365 Tagen fehlen.
Offensichtlicher ist der Zusammenhang mit dem kirchlichen Dodekahemeron, jenen zwölf Tagen (Nächten), die 567 auf dem Konzil von Tours als besonders verehrungswürdig erklärt wurden.[2] Dieser Zeitraum – allerdings beginnend mit dem Julfest (Wintersonnenwende) – wird auch für die Zeit des Kaisers Konstantinos Porphyrogennetos († 959) überliefert.
Bis zur Kalenderreform durch Papst Gregor XIII. war der Beginn des neuen Jahres in weiten Teilen Europas der 6. Januar. Dieses Datum geht auf römische Bräuche und Verschiebungen des Kalenders zurück. Das Jahresende wurde dagegen traditionell am 24. Dezember begangen, so dass die Zeit bis Beginn des nächsten Jahres »zwischen den Jahren« lag.
Zudem wurde der Gregorianische Kalender – insbesondere aus konfessionellen Gründen – nicht überall gleichzeitig eingeführt. Daher differierten in diesen Jahrzehnten um die Jahreswende die Jahreszahlen zwischen den Gebieten des alten und neuen Kalenders. Auch darauf wird der Ausdruck „zwischen den Jahren“ zurückgeführt.
Papst Innozenz XII. legte dann 1691 den letzten Tag des Jahres, benannt nach Papst Silvester I., verbindlich fest.
Der Wunsch für einen guten Rutsch ins neue Jahr kommt übrigens aus dem hebräischen »Rosch ha schana tov«, wörtlich »einen guten Kopf (Anfang) des Jahres«. Rosch ha schana ist der jüdische Neujahrstag.
Etymologisch scheinen aber auch das Rutschen (nach Grimm: »sich gleitend bewegen«) und das Reisen verwandt zu sein.
Illustration von Hannah Böving (http://hannahboeving.com)