Hier also meine Listen der wesentlichen Lehrinhalte, die teilweise jedoch nur in bestimmten Schulen zur Anwendung kommen (z.B. die sechs Lokas und Munis im tibetischen Buddhismus).
Die drei Juwelen (Triratna)
Sie sind für den Buddhisten die Objekte der Dreifachen Zuflucht.
1. Buddha (der Erwachte)
2. Dharma (die Lehren)
3. Sangha (je nach Schule: die Gemeinschaft der Praktizierenden / der Ordinierten)
Die drei Daseinsmerkmale (ti-lakkhana)
wohnen allen physischen und psychischen Phänomenen des Daseins inne. Die auch als Dharma-Siegel (dharma mudra) bezeichneten Daseinsmerkmale werden als unverzichtbar für einen authentischen Buddhismus betrachtet.
Deren Einsicht wird als »Vipassana« bezeichnet.
1. Vergänglichkeit (Anicca)
Alles ist vergänglich und nichts von ewigem Bestand.
Alles ist dem Wandel unterworfen.
2. Leiden (Dukkha)
Alles ist dem Leiden bzw. der Unzulänglichkeit unterworfen.
3. Unpersönlichkeit (Anatta)
Alle Dinge und Phänomene existieren ohne einen unveränderlichen Wesenskern.
Es gibt kein getrenntes, permanentes „Ich“ und keine ewige Seele. Alles entsteht abhängig von anderem. Jeder Mensch wird etwa von seinen Eltern gezeugt und muss Nahrung zu sich nehmen, um existieren zu können.
Im Mahayana steht – neben den universalen Gegebenheiten von Vergänglichkeit (Anicca) und Nicht-Selbst (Anatta) – nicht das durch das Wirken der drei Geistesgifte bedingte Leid (Dukkha) (Erste und zweite Edle Wahrheit), sondern Nirwana, als universaler Grund des Seins.
Im Vajrayana sind beide Ansichten in der Lehre von den „Vier Dharma-Siegeln“ vereint: Unbeständigkeit, Leidhaftigkeit, Nicht-Selbst (Leerheit), Nirwana.
Die drei Geistesgifte (mūla)
1. Gier (lobha) - etwas Habenwollen, Begehren / Anhaftende Geisteshaltung
Symbol ist der Hahn
Heilsam (kosala) wirken Großzügigkeit und Mildtätigkeit (dāna).
2. Hass (dosa) - etwas nicht Habenwollen, Zorn / Ablehnende Geisteshaltung
Symbol ist die Schlange
Heilsam wirkt Güte (metta).
3. Verblendung (moha) - Unwissenheit, aus der Gier & Hass resultieren / Gleichgültige Geisteshaltung
Symbol ist das Schwein
Heilsam wirkt Weisheit (pañña).
Die vier Edlen Wahrheiten
1. Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidvoll. (dukkha)
2. Ursachen des Leidens sind Gier, Hass und Verblendung. (samudaya)
3. Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden. (nirodha)
4. Zum Erlöschen des Leidens führt der Edle Achtfache Pfad.(magga)
Der achtfache Pfad
Gruppe der Weisheit
1. rechte Einsicht, rechte Anschauung, rechte Erkenntnis (sammā diṭṭhi)
2. rechte Gesinnung, rechte Absicht, rechtes Denken, rechter Entschluss (sammā sankappa)
Gruppe der Sittlichkeit
3. rechte Rede (sammā vācā)
4. rechtes Handeln, rechte Tat (sammā kammanta)
5. rechter Lebenserwerb, rechter Lebensunterhalt (sammā ājīva)
Gruppe der Vertiefung
6. rechtes Streben, rechtes Üben, rechte Anstrengung (sammā vāyāma)
7. rechte Achtsamkeit, rechte Bewusstheit (sammā sati)
8. rechte Sammlung, rechtes Sichversenken, rechte Konzentration, rechte Versenkung (sammā samādhi)
Die fünf Silas (Pancasila)
Sie bezeichnen im Buddhismus die grundlegenden Übungsregeln (sikkhāpada) zur Entwicklung von Sittlichkeit (sīla).
1. Keine Lebewesen töten oder verletzen (Ahimsa).
2. Nichtgegebenes nicht nehmen.
3. Keine unheilsamen sexuellen Beziehungen pflegen und sich im rechten Umgang mit den Sinnen üben.
4. Nicht lügen oder unheilsam reden.
5. Sich nicht durch berauschende Mittel das Bewusstsein trüben.
Die vier erhabenen Verweilzustände (Brahmavihara)
Dies sind Übungen zu den Tugenden.
1. Güte (Metta)
2. Mitgefühl (Karuna)
3. Mitfreude (Mudita)
4. Gleichmut (Upekkha)
Die acht Tugendregeln (atthangasila)
Sie ergänzen die fünf Silas um drei weitere Regeln:
6. Zur „verbotenen Zeit“ nichts mehr essen (nach 12 Uhr bis Sonnenaufgang ca. 5 Uhr).
7. Keine Tanz-, Musik-, Gesangs-, und Theateraufführungen besuchen, keine Blumen, Duftstoffe, Kosmetika, Schmuck und andere Verschönerungsmittel benutzen.
8. Nicht auf hohen und üppigen (weichen) Betten schlafen.
Ähnlichen Inhalt haben auch die zehn Tugendregeln (dasasila) für Novizen (Samaneras).
Sie ergänzen die acht Tugendregeln (die siebte Regel wird in zwei Regeln getrennt) um eine weitere: Kein Gold oder Silber (Geld) annehmen.
Die fünf Skandahas
Damit sind die Aggregatzustände des »Festhaltens« gemeint, die die Persönlichkeit bilden.
1. Die Ansammlung der Körperlichkeit (rūpa)
Der materielle Körper, einschließlich der sechs Sinnesorgane der buddhistischen Philosophie: Auge, Ohr, Nase, Zunge, Tastsinn und Denkorgan. Er besteht aus den vier Grundelementen (Festes, Flüssiges, Wärme und Bewegung) und weiterhin aus den von den vier Grundelementen abhängigen Körperlichkeiten (upadaya-rupa). Diese Gruppe beinhaltet also den ganzen inneren sowie äußeren Bereich der Materie nebst der Daseinsgruppe Körperlichkeit.
2. Die Ansammlung der Gefühle (vedanā)
Alle unsere drei Empfindungen, angenehm, unangenehm und neutral, die wir durch Berührung der körperlichen und geistigen Organe mit der äußeren Welt erfahren, gehören zur zweiten Daseinsgruppe. Sie sind die erste, eher passive und instinktive Reaktion. Sie entstehen in sechsfacher Art durch Berührung der Sinnesorgane. Alle unseren körperlichen und geistigen Empfindungen sind in dieser Gruppe enthalten.
3. Die Ansammlung der Wahrnehmung (saññā)
Wahrnehmungen und Identifikationen äußerer Objekte im Geist des Betrachters, die der Mensch als Farben, Töne, Gerüche und Bilder aufnimmt und unterscheidet. Sie sind komplexer und aktiver als die Empfindungen. Die Wahrnehmung ist es, die die Dinge erkennt, ihrer gewahr wird, gleich ob sie nun körperlich oder geistig sind.
4. Die Ansammlung der Geistesfaktoren (sankhāra)
Alle guten und schlechten Willenstätigkeiten sind hier eingeschlossen. Interessen, Willensregungen, Sehnsüchte und Tatabsichten. Der Mensch reagiert und interpretiert die Wahrnehmungen. Dieser vierten Gruppe kommt eine herausragende Bedeutung für die zukünftige Existenz zu, denn hier entstehen Vorstellungen, Begierden und Sehnsüchte, die das Handeln beeinflussen und bei deren Erfüllung neues Karma angehäuft wird.
Buddha definiert Karma mit Wollen (cetana).
Nachdem Wollen, handelt man durch Körper, Rede und Geist. Wollen ist geistiges Bauen, geistige Tätigkeit. Seine Aufgabe besteht darin, den Geist in Bereiche der guten, der neutralen und der schlechten Handlung zu leiten.
Wie bei der Gefühlsgruppe und Wahrnehmungsgruppe gibt es sechs Arten von „Wollen“, die mit den sechs inneren Fähigkeiten und den entsprechenden sechs Objekten (körperlich & geistig) in der äußeren Welt verbunden sind. Gefühle und Wahrnehmungen sind keine Willenstätigkeit und haben keine Karmafolgen.
Nur Willenstätigkeit- wie Aufmerksamkeit, Entschlossenheit, Vertrauen, Konzentration oder Sammlung, Weisheit, Tatkraft, Begierde, Widerstreben oder Hass, Unwissen, Dünkel, Persönlichkeitsglaube usw. können karmische Wirkungen haben.
5. Die Ansammlung der Bewusstseins (viññāna)
Bewusstsein entsteht durch das Gewahrwerden der Geistesfaktoren. Es ist die Summe der vier ersten Daseinsfaktoren. Ein „Selbst“ entsteht, in dem die Außenwelt nicht erfasst wird, sondern das die Außenwelt in sich entstehen lässt („projiziert“). Bewusstsein ist eine Reaktion oder Antwort, die eine der sechs Sinne als Grundlage und eine der entsprechenden Gefühle zum Objekt hat. Sehbewusstsein hat das Auge als Grundlage und eine sichtbare Form als Objekt. Denkbewusstsein hat den Geist als Grundlage und ein Geistobjekt, d. h. eine Vorstellung oder einen Gedanken, als Objekt. Bewusstsein ist daher mit anderen Fähigkeiten verbunden. Wie beim Gefühl, bei der Wahrnehmung und beim Wollen gibt es also auch beim Bewusstsein sechs Arten, entsprechend den sechs inneren Fähigkeiten und den sechs äußeren Objekten.
Die Acht Weltgesetze (loka dhamma - weltliche Bedingungen)
Diese bezeichnen Lebensumstände, die geneigt sind, den Menschen aus seiner Mitte zu werfen, ihm die Ruhe des Geistes zu rauben. Diese vier polaren Paare sind:
1. Gewinn und Verlust
2. Ehre und Verachtung
3. Lob und Tadel
4. Freude und Leid
Das, was als angenehm empfunden wird, führt zur Anhaftung, das was als unangenehm empfunden wird führt zu Ablehnung, Sorgen, Verdruss. Der Buddha empfiehlt Loslösung von diesen Verhaftungen, Gelassenheit und Gleichmut.
Die sechs Daseinsbereiche (Lokas)
Im tibetischen Buddhismus die Einteilung der Welt, in der die Wiedergeburt, je nach selbst gewirktem Karma, in einen dieser Bereiche führt. Als kostbarste Geburt gilt die Geburt im Bereich der Menschen, da dort Befreiung aus dem leidvollen Daseinskreislauf (Samsara) am ehesten möglich ist. Bildliche Darstellungen der Daseinsbereiche gibt es in allen buddhistischen Traditionen. Am häufigsten begegnet man ihnen im Lebensrad des tibetischen Buddhismus.
1. Der Bereich der Götter (Devas)
Die Daseinsform als ein Gott ist nicht Erlösung; auch die Devas sind von Leiden und Tod nicht frei und unterliegen noch den Zwängen des Samsara. Weil das Dasein als Gott aber relativ glücklich ist, ist es umso schwieriger, die Notwendigkeit der Erlösung einzusehen; sie sind durch ihren temporären Glückszustand borniert und sind daher nicht empfänglich für die Belehrung des Buddha. Ihre charakteristische Emotion ist Stolz.
2. Der Bereich der eifersüchtigen Götter (Asuras oder Titanen)
Die eifersüchtigen Götter hadern beständig mit den Göttern und versuchen ihren Platz einzunehmen, was ihnen aber nicht gelingt. Es herrscht ein ständiger Kampf. Sie haben keine Zeit, die buddhistischen Lehren zu praktizieren. Ihre charakteristische Emotion ist Eifersucht.
3. Der Bereich der Menschen
Obwohl großen Leiden unterworfen (Geburt, Altern, Krankheit, Tod, Trauer, Trennung) ist die Menschenwelt der günstigste Bereich, da es den Menschen am ehesten möglich ist, die Lehre des Buddha zu hören und gemäß der Lehre zu leben. Die Chance, aus dieser Existenzform die Erlösung vom Leiden und der Wiedergeburt zu erreichen, ist höher als in jedem anderen Bereich. Das Dasein als Mensch ist deshalb allen anderen Existenzformen vorzuziehen.
4. Der Bereich der Tiere
Tiere sind nicht fähig, ihre eigene Lage zu reflektieren und sich aus ihrer jeweiligen Situation mit eigenen Kräften nachhaltig zu befreien. Sie können nur ihren Trieben und Instinkten folgen und sind anderen Wesen oft hilflos ausgeliefert. Auch hier überbringt der Buddha seine Botschaft. Unter sehr günstigen Umständen kann ein Tier die Befreiung erlangen. Die charakteristische Emotion der Tiere ist Unwissenheit.
5. Der Bereich der hungrigen Geister (Pretas)
Hier befinden sich jene, die in ihrer Vorexistenz habgierig, geizig oder gefräßig waren, kurz: die, die nie genug bekommen konnten. Ihre charakteristische Emotion ist die Gier. Hungergeister werden unaufhörlich von Durst und Hunger gequält. In der bildlichen Darstellung sind ihre Bäuche übergroß, dick und aufgebläht. Die engen Münder und dünnen Hälse machen es ihnen unmöglich, den riesigen Bauch zu füllen, sie können niemals satt werden. Dazu verwandelt sich in manchen Darstellungen jegliches Wasser, dem sie sich nähern, in flüssiges Feuer und Nahrung in Exkremente usw. Auch das Schlafen wird den Hungergeistern schwer gemacht. Dämonische Wesen oder das Heißwerden des Bodens halten sie davon ab, sich hinzulegen und zu schlafen. Buddha ermutigt sie, näher zu kommen, und ihm ihre Bitten vorzubringen und zeigt mit der Wunschgewährungsgeste seine Bereitschaft, zu helfen. Er hält Nektar bereit, von dem die Pretas zumindest einige Tropfen aufnehmen können.
6. Der Bereich der Hölle
Das Reich ist zweigeteilt in die heißen und die kalten Höllen, diese zwei Höllenformen wiederum sind in zahlreiche Unterhöllen unterteilt. Entsetzliche Qualen erwarten den, der sich in diesen Höllen befindet. Sie enden, wenn sich das unheilsame Karma, das hierher führte, erschöpft hat. Die charakteristische Emotion der Höllenbereiche ist Hass.
Die sechs Weisen (Munis)
So werden die höchsten Nirmanakaya-Buddhas genannt, die jeweils in einem der Sechs Daseinsbereiche im Bereich der Begierde (kāmadhātu: einem der Drei Bereiche) des Mahayana-Buddhismus wirken, welche man häufig im Lebensrad des tibetischen Buddhismus begegnet.
1. Cintamanicakra Götterbereich
2. Vemacitra Gegengötterbereich (bzw. Halbgötter- oder Asura-Bereich)
3. Śākyamuni Menschenbereich
4. Dhruvasiṃha Tierbereich
5. Jvālamukha Bereich der Gepeinigten Geister (bzw. Hungergeister- oder Preta-Bereich)
6. Dharmarāja Höllenbereich (Naraka)
Die zehn Betrachtungen (anussati,wörtlich: Eingedenksein, Achtsamkeit, Betrachtung)
Dies sind buddhistische Meditationsthemen bzw. Kontemplationsthemen.
In den Texten des Palikanon werden häufig sechs Betrachtungen (auch Vergegenwärtigungen) genannt:
Betrachtungen über die Drei Juwelen:
1. Buddhānussati, Vergegenwärtigung des Erwachten, des Buddha
2. Dhammānussati, Vergegenwärtigung seiner Lehre, des Dharma
3. Saṅghānussati, Vergegenwärtigung seiner Nachfolger, des Sangha
Betrachtungen über die Tugend:
4. Sīlānussati, Vergegenwärtigung der (eigenen) Sittlichkeit, Tugend (sīla)
5. Cāgānussati, Vergegenwärtigung der Freigebigkeit, des Loslassens (Dāna)
6. Devatānussati, Vergegenwärtigung der Himmelwesen (Deva)
An zwei anderen Stellen werden weitere vier Betrachtungen erwähnt (Anāpatti-Vagga der Anguttara-Nikaya).
7. Maraṇassati, Betrachtung über den Tod
8. Kāyagatā-sati, Betrachtung der 32 unreinen Teile des Körpers
9. Upasamānussati, Betrachtung über den Frieden, über die Vorzüge des Nibbāna
10. Ānāpānasati, Achtsamkeit beim Ein- und Ausatmen
Die zehn Betrachtungen sind Teil der vierzig Meditationsobjekte des Kammaṭṭhāna, die im dritten Kapitel des nachkanonischen Werks Visuddhimagga des berühmten buddhistischen Kommentators Buddhaghosa aufgelistet sind.
Der Übende soll dadurch seine Konzentration und seine „Bewusstheit“ entwickeln. Meditationslehrer können einzelne oder auch alle der vierzig Objekte dem Übenden aufgeben. Besondere Beachtung hat z. B. das Werk Ānāpānasati des Buddhadasa Bhikkhu gefunden, nach dem noch heute im Kloster Wat Suan Mohk in Südthailand gelehrt wird.