Am 50. Tag nach Ostern, lt. Apostelgeschichte (2,1-41), versammelten sich die Jünger Jesu und wurden vom Heiligen Geist erfüllt, der »mit Brausen und Feuerflammen vom Himmel kam«. So ist die liturgische Farbe für Pfingsten auch Rot.
Der Heilige Geist, ikonographisch meist als Taube dargestellt, versetzte sie in die Lage, mit Menschen zu sprechen, deren Sprache sie ursprünglich nicht beherrschten – das sogenannte »Pfingstwunder«. Jerusalem war an diesem Tag, an dem Schawuot, das Wochenfest, gefeiert wurde, mit Pilgern überfüllt. Sie waren aus vielen Ländern angereist und überrascht, die Jünger in der eigenen Muttersprache reden zu hören. Zuschauer hatten für dieses Geschehen nur Spott übrig, denn sie hatten den Eindruck, die Gläubigen seien betrunken, was Petrus in seiner Predigt heftig bestritt (ApG. 2,16-36).
Petrus fordert sie auf, Buße zu tun und sich taufen zu lassen, wozu sich der Erzählung nach auch einige überzeugen ließen. Dieses Ereignis, das man eben als »Ausgießung des Heiligen Geistes« bezeichnete, legte man als Geburtsstunde der christlichen Gemeinde und der Kirche fest.
Der Begriff Kirche stammt übrigens vom griechischen Ekklesia, die »Herausgerufene« oder von kyriakon, »dem Herrn gehörig«. Die Sprachverwirrung als Gottes Strafe für menschliche Hybris beim Turmbau zu Babel (1. Mose 11,1-9) wurde hier aufgehoben – Allerdings traf das nur auf die auserwählten Jünger zu.
Die Aufnahme des schwer vermittelbaren Heiligen Geistes (lat.: Spiritus Sanctus oder Paraklet) in die christliche Trinität als eine der drei Personen oder »Hypostasen« Gottes geschah erst durch ein Dogma auf dem Konzil von Chalcedon im Jahr 451. Die Frage, ob es sich beim Christentum seitdem um eine mono- oder polytheistische Religion handelt, abgesehen vom Marienkult, ist nicht nur bei Andersgläubigen und Atheisten ein beliebter Diskussionsstoff...