Rosenmontag
Über die Herkunft des Namens „Rosenmontag“ streiten sich Gelehrte wie Karnevalisten. Eine Theorie besagt, dass der Rosenmontag gar nichts mit der gleichnamigen Blume zu tun habe. Der Name leite sich vielmehr von dem Verb „rasen“ ab, was soviel wie lustig sein, toben, sich toll gebärden bedeutet. Neueren Forschungen zufolge soll diese Herleitung jedoch falsch sein und die Entstehung des Namens einen anderen Hintergrund haben: Im Zuge der Fastnachtsreform des 19. Jahrhunderts, die in Köln ihren Anfang nahm, wurde dort 1823 das „Festordnende Komitee“ gegründet, das sich zur Aufgabe gesetzt hat, das Feiern des Karnevals in organisierter Form durchzuführen. Dieses Karnevalskomitee hielt jeweils am Montag nach dem Sonntag „Laetare“ (lateinisch: freue dich), dem dritten Sonntag vor Ostern, seine Generalversammlung ab. Dieser Sonntag hieß seit dem 11. Jahrhundert auch Rosensonntag, weil der Papst in Rom an diesem Tag eine goldene Rose weihte, die er dann einer verdienten Persönlichkeit überreichte. Das Komitee, das den Umzug an Fastnachtsmontag organisierte, benannte sich nach seinem Versammlungstermin schlichtweg „Rosenmontagsgesellschaft“. Wahrscheinlich nach 1830 wurde dann der Name auf den Karnevalsumzug am Fastnachtsmontag und schließlich auf den Tag selbst übertragen.
Fastnachtsdienstag
Der Fastnachtsdienstag bildet den Abschluß der närrischen Tage. Er wird daher auch in manchen Gegenden „Kehraus“ genannt. Gebräuchlich sind aber auch Namen wie „Narrenfastnacht“, „Laienfastnacht“ – im Gegensatz zur „Pfaffenfastnacht“ am Sonntag – oder auch „rechte Fastnacht". In einigen ländlichen Regionen wurde er früher auch „Schnitzdienstag" genannt, weil die bäuerliche Mahlzeit an diesem Tag aus gedörrten Birnenschnitzen und Speck bestand. Am Fastnachtsdienstag wird noch einmal kräftig gefeiert.
In einer zunehmend säkularisierten Umwelt wird der Dienstagabend heute kaum noch als Vorabend zu Aschermittwoch und damit als Eintritt zur Fastenzeit empfunden, sondern eher als Ende einiger schöner, lustiger Tage. Man feiert daher bis spät in die Nacht. In früheren Zeiten wurde seitens der Kirche Wert darauf gelegt, dass bis 24 Uhr das Fastnachtstreiben beendet sein musste. Weit mehr als heute verbreitet waren daher auch sogenannte Fastnachtsabschlussbräuche. In einigen Gegenden haben sie sich aber noch bis heute erhalten.
Diese Art Brauch gab und gibt es vor allem dort, wo eine Symbolfigur der Fastnacht existiert. Am Fastnachtsdienstag gilt es, sich ihrer zu entledigen. Sie wird daher öffentlich verbrannt oder in einer feierlichen Zeremonie zu Grabe getragen. Die Fastnachter und Narren tragen dabei häufig ein äußeres Zeichen der Trauer wie schwarzer Schleier, schwarzer Hut oder Zylinder oder Kränze. Die Trauer selbst ist selbstverständlich nur gespielt. Eine interessante Variante der Begräbniszeremonie ist das Begraben des Geldbeutels oder die Geldbeutelwäsche als Säuberungs- und Läuterungsaktion.
Zu den sonstigen Abschlussbräuchen gehört die Rückgabe des Narrenrechts bzw. die Beseitigung von Rechtszeichen. Dazu gehört zum Beispiel die Rückgabe des Rathausschlüssels. Dort, wo ein Narrenbaum gesetzt wurde, wird er am Fastnachtsdienstag gefällt oder versteigert.
Fastnacht
Der Name Fastnacht bezeichnet ursprünglich nur den Dienstag vor Aschermittwoch. Im Zuge der Sprachentwicklung wurde er jedoch auf die ganze Festzeit übertragen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Festen trägt das Kalenderfest unmittelbar vor der Fastenzeit verschiedene Namen. Die üblichen Begriffe im Hochdeutschen sind Fastnacht, Fasching und Karneval. Darüber hinaus gibt es je nach regionalem Dialekt aber auch Ableitungen und Sonderformen wie zum Beispiel „Fasnacht“, „Fassenacht“ oder die alemannische „Fasnet“. Das Wort Karneval, das sich im Spätmittelalter über verschiedene Zwischenformen herausgebildet hat, hat seine Wurzeln in der lateinischen Sprache. Es setzt sich zusammen aus den Wörtern „caro“ (Fleisch) und „elevare“ (aufheben). Der Name Karneval bedeutet also nichts anderes als die „Aufhebung“ oder die „Wegnahme des Fleisches“. Er verweist damit auf die bevorstehende Fastenzeit, in der zumindest in früherer Zeit der Verzicht auf Fleischnahrung neben sexueller Enthaltsamkeit im Vordergrund stand. Nicht nur in Deutschland begegnet man der Bezeichnung Karneval für die närrischen Festtage. Man findet sie mit geringfügigen Abweichungen im ganzen romanischen Sprachraum. Das deutsche Wort Fastnacht hat seine sprachgeschichtliche Herkunft aus dem Wort Fasten und nimmt damit ebenso Bezug auf die bevorstehende Fastenzeit wie die Bezeichnung Karneval. Im engeren Sinne nur auf den Dienstag vor Aschermittwoch bezogen, ist mit Fastnacht der Vortag bzw. der Vorabend zur Fastenzeit gemeint, der auf die kommende Periode einstimmen soll. Auch andere christliche Feste werden traditionell am Abend vorher eingeleitet wie z. B. Weihnachten durch Heiligabend.
Aschermittwoch
Der Aschermittwoch markiert im Christentum den Beginn des 40-tägigen Fastens und soll an die 40 Tage erinnern, die Jesus in der Wüste verbracht hat. Der Name kommt vom Brauch, die Asche von Palmen des Palmsonntags des Vorjahres zu weihen und die Gläubigen auf der Stirn mit einem Kreuz aus dieser Asche zu zeichnen. Asche ist das Symbol der Vergänglichkeit und das zentrale Symbol des Aschermittwochs. Mit dem Aschekreuz bekunden die Gläubigen die Bereitschaft zur Umkehr und zu einem Neubeginn. Der Aschermittwoch beendet zugleich die Karnevalszeit, in der ausgelassen gefeiert wurde. Die Fastenzeit soll die Christen wieder zu sich selbst führen. Wenn sie diese Zeit richtig nutzen, besser gesagt, vielleicht richtig leben, und sich auf das Angebot dieser Wochen einlassen, dann kann sich ih ihrem Leben manches verändern. Die Zeit vor Ostern will helfen den oft getrübten Blick wieder klarer werden zu lassen und vielleicht in einen ungesunden Halbschlaf verfallenes Bewusstsein wieder zu wecken und zu schärfen. Nach alten Überlieferungen soll der Teufel an Aschermittwoch aus dem Paradies vertrieben worden sein.
Narr
Unter „Narren“ verstand man im Mittelalter Menschen, die sich außerhalb der herrschenden Gesellschaftsordnung bewegten und weder den christlichen Glauben, noch die kirchlichen Gesetze beachteten. Man unterschied zwischen „natürlichen Narren“ und „Schalknarren“. Natürliche Narren waren jene Menschen, die von Natur aus eine körperliche oder geistige Behinderung aufwiesen und damit nach Volkesmeinung von Gott gekennzeichnet bzw. bestraft waren. Schalknarren waren jene Personen, die sich berufsmäßig zur Unterhaltung von Publikum auf Straßen oder Jahrmärkten närrisch gebärdeten und in überzeichneter Form unzulängliches oder eigenwilliges Verhalten von Personen und/oder der Gesellschaft kritisch anprangerten. Einige wenige dieser mittelalterlichen Narren betrieben ihr närrisches Wirken jedoch weniger aus Geltungsdrang, als vielmehr als ein Aufbegehren und Kritik gegen das damalige politische und geistige System. Till Eulenspiegel war z. B. einer jener Systemkritiker. Dieser Mensch war ein „homo emunctae naris“, ein Mensch mit scharfer Beobachtungsgabe, der seine Nase (lat. Naris) in alle Dinge steckt. Aus dem Althochdeutschen „narro“ entwickelte sich schließlich das neuhochdeutsche Wort „Narr“. Auch das spätlateinische Wort „nario“, der Spötter, könnte eine Rolle gespielt haben. Manche weltliche oder geistliche Herrscher hielten sich „Hofnarren“, die das „Ohr am Volk“ hatten und dessen Meinungen, Forderungen und Wünsche in kritischer und launiger Form ungestraft wiedergeben konnten.
Auch auf den Theaterbühnen waren oft pfiffige Narrengestalten zu finden. Dies war z. B. in der italienischen Commedia dell arte der „Arleccino“ (Harlekin) und der „Bajazzo“. Im vorigen Jahrhundert wandelte sich die Bezeichnung für jene Gruppe Menschen, die sich während der Fastnachtszeit in Gemeinschaften, Vereinen usw. dem Frohsinn und der Fröhlichkeit widmen.
Bajazz
Der „Bajazz“ (auch Bajass) mit Laterne, eine der Traditionsfiguren der Fastnacht, ist eine Art Clownsfigur, die vom Bajazzo des italienischen Volksspiels abstammt (ital. pagliaccio = Strohsack, Hanswurst). Mitte des 19. Jahrhunderts gelangte die Figur (ähnlich wie auch der Domino), inspiriert von der italienischen Stegreifkomödie der Comedia dell'Arte, nach Süddeutschland und hielt später im Karneval Einzug. Mit seinem respektlosen Auftreten symbolisiert die Figur, vergleichbar mit Till Eulenspiegel, das Sich-Hinwegsetzen über die Obrigkeit und die kurzzeitige Freiheit einfacher Bürger. Der Bajazz trägt eine hohe Zipfelmütze, Halskrause und ein weites Gewand, oft in gelb und schwarz gehalten oder mit Rautenmuster, ähnlich dem Pierrot.
Narrenkappe
In den Karneval eingeführt wurde die Narrenkappe kurioserweise von einem preußischen General. Der schrieb sie 1827 in Köln obligatorisch vor, damit man die von der Obrigkeit argwöhnisch beobachteten Narren leichter erkennen konnte. Andere Gegenden übernahmen dies dann später. Die Form der Kappen entsprach zuerst jener Mütze, die die Jakobiner der Französischen Revolution von 1789 trugen. Diese war ursprünglich die Kopfbedeckung der Leibeigenen und Sträflinge und wurde bei den Bastille-Stürmern zum Symbol der „Liberté“. Jetzt bedienten sich ihrer die nach Narren-Freiheit strebenden Bürger im Rheinland. Zunächst wechselten die aus Papier gefertigten Kappen von Jahr zu Jahr. Es war Brauch, sie am Aschermittwoch zu verbrennen. Form und Ausstattung der Kappen änderte sich schon bald. 1840 hieß es im „Carneval“, das Produkt der Saison sei eine „schöne, dreischellige, dreischnabelige, vierfarbene “. Zum Verbrennen waren diese neuen Kappen zu schade (und zu teuer). Es entwickelte sich eine Vielfalt von Kappen, aber auch eine Hierarchie. Trotzdem gibt es heute noch närrische Korporationen, in denen jeder, egal auf welchem Posten er aktiv ist, die gleiche Kappe trägt, getreu dem alten Motto: „Gleiche Brüder - gleiche Kappe!“
Orden
Karnevalsorden waren ursprünglich dazu gedacht, staatliche und militärische Ordnung ins Lächerliche zu ziehen und die Geltungssucht mancher Persönlichkeiten zu persiflieren. Im Laufe der Zeit wandelte sich jedoch die Bedeutung der Orden vom Juxartikel zu Erinnerungs-, Dankes- und Ehrenzeichen sowie Vereinsabzeichen in Form eines Haus- oder Jahresordens. Durch ihn identifiziert sich der Narr mit seinem Verein und trägt ihn als sichtbaren Beweis für sein Engagement.
Helau
Bis 1934 erklang zu Ehren der Mitwirkenden im Karneval „Hoch!“ oder „Hurra!“. 1935 brachten Mainzer Fastnachter das „Helau!“ von einem Besuch in Düsseldorf mit und führten es zuhause als Ruf ein. Seitdem ist es aber auch vielen anderen Orts gebräuchlich. Vermutlich ist Helau aus dem älteren Karnevalsruf „hell auf“ (= aufgeweckt) zusammengezogen worden. Volkskundler vermuten aber auch, dass es von dem kirchlichen Jubelruf „Halleluja“ abstammen könnte. Und andere sind der Ansicht, dass es von Hallo oder auch dem englischen Pandant Hello abgeleitet ist.
Alaaf
Die Kölner „Alaaf“. „Alaaf“ kommt von „Cöllen al aff“, was soviel wie „Köln über alles“ bedeutet. Dieser Spruch wurde erstmals im 16. Jahrhundert vom Fürsten Metternich in einer Bittschrift verwendet. Im Karneval des 18. Jahrhunderts war „Köllen alaaf“ Lob- und Trinkspruch mit der Bedeutung „Köln allein - die alte Stadt vorne an!“ Bis vor etwa 20 Jahren hieß es immer: „Köllen alaaf!“. Das „n“ wurde danach weggelassen.
Fastnachtstermin
Der Fastnachtstermin ist abhängig vom Ostertermin, der (seit dem Konzil von Cicäe im Jahr 325) einen festen Termin hat, nämlich den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn am 21. März. Also kann Ostern frühestens am 22. März sein und hat somit 35 mögliche Termine. Folglich hat auch die Fastnacht bzw. der Beginn der Fastenzeit 35 mögliche Termine, sind also, wie viele Feiertage auch, bewegliche Tage. Sie fallen selten auf ein gleiches Datum (wie z. B. der 11.11.). Um 600 führte Papst Gregor I. eine 40-tägige Fastenzeit vor Ostern ein, die an die Zeit erinnern soll, die Jesus Christus in der Wüste verbracht hat. Nach dieser Regelung begann die Fastenzeit am Dienstag nach dem 6. Sonntag vor Ostern. Mit dem Konzil von Benevent im Jahr 1091 wurden die sechs Sonntage vor Ostern vom Fasten ausgenommen. So rückte der Beginn der Fastenzeit um sechs Tage nach vorne auf den heutigen Aschermittwoch. Oder anders ausgedrückt: Aschermittwoch ist 46 Tage vor Ostern. Dementsprechend sind die drei Tage davor die Fastnachtstage.
Noch bis ins 16. Jahrhundert existierten beide Fastnachtstermine, die alte „Bauernfastnacht“ und die neue „Herren-“ bzw. „Pfaffenfastnacht“ konkurrierend nebeneinander. Heute ist es oft so, dass katholische Gegenden die Fastnacht vor dem Aschermittwoch, protestantische Gegenden nach dem Aschermittwoch feiern. Insbesondere im badischen Raum als auch in der Schweiz haben sich viele Bräuche der alten Fastnacht erhalten. Am bekanntesten davon ist sicherlich die Basler Fastnacht. Diese beginnt am Montag nach Aschermittwoch um 4.00 Uhr mit dem sog. Morgenstraich und endet am folgenden Morgen, ebenfalls um 4.00 Uhr.
11 als Symbolzahl
Es gibt eine Reihe von Zahlen, denen vonseiten der Religion eine besondere symbolische Bedeutung beigemessen wird. Die 11 gilt dabei als Zahl der Maßlosigkeit, der Sünde, als teuflische Zahl. Sie überschreitet nicht nur das, was anhand der zehn Finger menschlicher Hände, sondern auch in der Zahl der gottgegebenen „Zehn Gebote“ fassbar ist. Der Bezug zur Fastnacht als einem Fest, bei dem es ausgelassen und nicht immer gerade sehr christlich zugeht, ist insofern leicht herzustellen. Darüber hinaus ist die 11 auch eine „Schnapszahl“, die als solche Symbolzahl der Narren sein kann. Bei der Wiederbelebung des rheinischen Karnevals Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die 11 als Zahl interpretiert, die die Gleichheit aller Menschen unter der Narrenkappe versinnbildlicht, sozusagen eins neben eins. Dahinter steht der Anfangsbuchstabe E des Schlagwortes Egalité (Gleichheit), der zusammen mit den Anfangsbuchstaben der beiden anderen Parolen der Französischen Revolution, L für Liberté (Freiheit) und F für Fraternité (Brüderlichkeit), das Zahlwort ELF ergibt. Die Tatsache, dass die Fastnachtssaison am 11.11. eröffnet wird, hängt möglicherweise auch mit einem 40-Tage-Rhythmus zusammen, der im Jahreslauf zwischen bestimmten Festen regelmäßig auftritt. Vom 11. November, an dem auch St. Martin gefeiert wird, sind es genau 40 Tage bis zum Winteranfang, der zeitlich fast mit Weihnachten zusammenfällt. Am 11. November begann früher das 40tägige Weihnachtsfasten. Von Weihnachten an sind es wiederum 40 Tage bis zum Festtag Maria Lichtmeß (2. Februar), der zugleich im Kalender der frühest mögliche Termin für den Fastnachtsdienstag ist, den Vortag der Fastenzeit. Noch einmal trennen Fastnacht 40 Tage von Ostern, dem wiederum 40 Tage später Christi Himmelfahrt folgt. Nach einer anderen Deutung ist der 11.11. der Tag, an dem in früheren Zeiten die landwirtschaftlichen Betriebe ihre Arbeit bis zum Frühjahr einstellten. Knechte und Mägde bekamen an diesem Tag ihren Lohn ausgezahlt und feierten mit dem Geld ein ausgelassenes Fest.