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American Gods

16/5/2017

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Woran glauben wir? Existiert das, woran wir glauben, nur WEIL wir daran glauben? Neil Gaimans Romanadaption sucht Antworten in der amerikanischen Seele.
​In der US-Serie „American Gods“ geht es um einen bevorstehenden Krieg zwischen Gottheiten.
​Auf der einen Seite stehen die klassischen Götter aus diversen Mythologien.
Viele von diesen metaphysischen Einwanderern sind Trickster, mephistophelische Spieler und Spielverderber, wie Low Key Lyesmith (Loki), Mr. Nancy (der westafrikanische Gott Anansi) oder die altslawische Gottheit Czernobog.

Auf der anderen Seite ein neues Pantheon aus Göttern, welche vor allem aus der gesellschaftlichen Fixierung auf Geld, Technologie, Fernsehen, Internet, Berühmtheit und Drogen geboren wurden. Den neuen Göttern opfert man, so erfahren wir von ihnen, „Zeit und Aufmerksamkeit, viel besser als Lammblut.“

Zentrale Figur der Geschichte ist der ehemalige Häftling Shadow Moon. Er wird zum Bodyguard und Reisebegleiter von Mr. Wednesday, einem Trickbetrüger und klassischen Gott, der über sich berichtet, er habe ein Glasauge und sein Auge für Wissen geopfert. Zusammen brechen sie zu einer Reise durch Amerika auf, um die alten Götter für eine große Schlacht gegen die Emporkömmlinge zu sammeln und gegen das eigene Vergessen und Leben in der Bedeutungslosigkeit anzukämpfen.

Die Serie ist eine Adaption des gleichnamigen Romans von Neil Gaiman aus dem Jahr 2001, ein mythologisches Road Movie. Eine Hymne auf die Weiten Nordamerikas, die ethnischen Enklaven und die vielen lokalen Mythologien, die vielen Träume und Ängste, die mitgeschleppt wurden in die neue Welt und die hier, unter dem grellen Flackern des Fernsehbildschirms, langsam zu verbleichen drohen. 

Das Erhabene und das Lächerliche sind nicht unterscheidbar in American Gods: Wenn eine Figur versucht, mit Insektenspray im Whirlpool Selbstmord zu begehen, wartet am Schluss Anubis mit dem Insektenspray auf sie in der Vorhölle.

Wo die alten Götter auftreten, ist es sinnlich und magisch, die neue Generation dagegen bewegt sich in sterilen elektronischen und virtuellen Settings, monoton und kalt. "American Gods" lässt keinen Zweifel daran, wem in diesem göttlichen Clash der Kulturen die Sympathien gelten.

Es geht den Produzenten der Serie aber nicht nur um das bloße Spiel mit Mythenschätzen, sondern um die Frage, wozu solche Schätze gut sind. Statt wie sonst in Fantasy üblich bei Joseph Campbell zu plündern, bedient sich American Gods eher bei Ludwig Feuerbach, mit einer Prise Marshall McLuhan.

Immer wieder wird darauf angespielt, dass die meisten der alten Götter von den Einwanderen nach Amerika mitgebracht wurden. Schon in der ersten Szene werden die ersten vorgestellt – Vikinger „come from the land of the ice and snow“. So stimmt die Serie das Hohelied der Migration an, zu einer Zeit, wo ein Teil der USA sich dem Glauben an ein monolithisches „Amerika“ hingibt, mit einem Traum und einer Identität, erinnern Gaimans und Fullers amerikanische Götter an die vielen einander überlagernden Träume und Traumata, deren Knistern Amerika ausmacht.

Das Amerika von American Gods ist ein Flickenteppich aus sehnsüchtig Erinnertem und eilig Verdrängtem, Folklore aus Hunderten Ländern, Objekt und Subjekt von Hunderttausenden, untereinander inkompatiblen Träumen und Albträumen.
​Ein Ort, den nicht etwa ein Glauben zusammenhält, sondern der umso unbändigere Glauben an den Glauben als solchen.
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